Apfelschorf im Obstbau

(Quelle: DWD)

"Bedeutung des Apfelschorfs im Obstbau

Im Obstbau gehören Schorfpilze zu den gefährlichsten und wirtschaftlich bedeutendsten parasitären Krankheitserregern. Der wichtigste Vertreter unter ihnen ist Venturia inaequalis, der unter feuchten Witterungsbedingungen hohe Qualitätsminderungen und Ertragsverluste in Apfelanlagen hervorrufen kann. Er ist verantwortlich für die im Frühjahr ausgelösten Primärinfektionen und die im anschließenden Sommer folgenden Sekundärinfektionen. Bevor das Obst durch braune und schwarze Fleckenbildung sowie durch verkorkte Risse verunstaltet bzw. geschädigt wird, greift der Pilz zunächst die Knospen und jungen Blätter der Bäume an und ruft an ihnen vergleichbare Befallssymptome hervor.

Die Verhinderung des Schorfbefalls dient der Sicherung der Obstproduktion und gehört folglich zu den vorrangigen Aufgaben des Pflanzenschutzes.

Modellbeschreibung

Bis Ende Mai werden die für Primärinfektionen, ab Juni die für Sekundärinfektionen günstigen Witterungsabschnitte bestimmt. Grundlage hierfür sind die Millskurven in der Formulierung von MacHardy/ Gadoury und Schwabe. Ermittelt werden die sog. Infection Severity Hours (ISH) als jene Zeiträume, in denen eine Infektion auf Grund der vorherrschenden bzw. der zu erwartenden Witterung wahrscheinlich ist. Zusätzlich wird ein von Scharringa und Meijneke vorgeschlagener Infektionsindex (SMI) berechnet. Beide Gefährdungskriterien basieren auf der Blattbenetzungsdauer und der während der Blattnässezeit vorherrschenden Lufttemperatur. Dem pilzlichen Erreger wird eine maximal 16-stündige Überlebensdauer während einer zwischenzeitlich auftretenden Trockenperiode zugestanden. Die Überlebensdauer richtet sich nach der relativen Luftfeuchte und reduziert sich mit zunehmender Lufttrockenheit.

Durch Askosporen hervorgerufene Primärinfektionen können nur unter Tageslichtbedingungen während einer Regenperiode beginnen (Mindeststärke der Globalstrahlung: 10 W/m²). Dagegen starten durch Konidien ausgelöste Sekundärinfektionen auch nachts, und zwar sowohl bei Regenfällen als auch bei Taubildung, wobei der Tau jedoch erst eine abtropffähige Mindesthöhe von 0.1mm erreicht haben muss.

Die Blattbenetzungsdauer wird für ein frei angeströmtes Blatt am Oberrand der Krone berechnet. Dies geschieht auf der Grundlage der Energiebilanz-, Strahlungs- und Wasserhaushaltsgleichungen (siehe Informationsblatt Blattbenetzung).

Im Gegensatz zur kommerziellen Beratungssoftware läuft das Programm als reines Maschinenprodukt. Nur meteorologische Informationen werden benötigt; damit bleiben sowohl die Termine infektionsmindernder chemischer Behandlungen als auch der tatsächliche Infektionsdruck (Sporendichte im Bestand) unberücksichtigt.

Eingabedaten (stündliche Auflösung):
          • Lufttemperatur
          • relative Luftfeuchte
          • Niederschlag
          • Windgeschwindigkeit
          • Globalstrahlung
          • thermische Himmelsstrahlung

Ausgabedaten

Stündliche Auflösung:
          • Benetzungsprozess (Regen, Tropfenverdunstung, Tau, abtropfender Tau)
          • infektionsgünstige Zeiträume nach MacHardy/ Gadoury und nach Schwabe (ISH)
          • Infektionsstärke nach Scharringa und Meijneke (SMI)
          • überlebensfähige Trockenperioden für den Erreger

Tägliche Auflösung:
          • Anzahl der Blattbenetzungsstunden pro Tag
          • ISH-Summe
          • SMI-Tagesmaximum (leichte Askosporen (Konidien)infektionen sind möglich, wenn SMI > 127 (146))"


(Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite)