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Einstieg in die Königsdisziplin Direktsaat des Pflanzenbaus |
Stand: 08/22/2023 |
Einstieg in die Königsdisziplin Direktsaat des Pflanzenbaus Einen Überblick über die Direktsaat, wie eine Umstellung bzw. der Einstieg in die Produktionstechnik gelingt, gibt Torsten Feldt vom Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau (KÖL) Rheinland-Pfalz am DLR RNH. Begriffsdefinition Direktsaat / No-Till Direktsaat ist international unter dem Begriff No-Till bekannt. Die Begriffe bedeuten, dass keine Bodenbearbeitung erfolgt. Es wird weder gepflügt, gegrubbert noch sonst in einer Form mit einer Bodenbearbeitungsmaschine eine Bodenbearbeitung durchgeführt. Darunter ist ebenfalls zu verstehen, dass die Stoppeln einer Vorkultur nicht bearbeitet oder mit Boden vermischt werden. Der Boden wird nur minimal als Schlitz per Scheibensech oder schmalem Zinken geöffnet und in diesem das Saatgut abgelegt und i. d. Regel mit einer Andruckrolle rückverfestigt. Die Deutsche Landwirtschaft-Gesellschaft (DLG) hat 1997 definiert, sobald der Boden nur flach zur Aussaat bearbeitet wird, handelt es sich nicht mehr um Direktsaat.
Ökologischer Landbau und Direktsaat Den wenigsten, der noch so aufmerksamen Leser, dürfte bekannt sein, dass das gemeinnützige auf Spendenbasis finanzierte Rodale Institut schon lange an diesem Verfahren arbeitet. Dieses Institut wurde von Robert Rodale gegründet. Vom Gründer wurde der Begriff „regenerative Bio“ geprägt. Dabei geht es um die Förderung von organischen Prozessen im Boden durch den Zwischenfruchtanbau, dem Komposteinsatz und der Quantifizierung eines gesunden Bodens. Was im ersten Augenblick so zu lesen ist, beinhaltet bei der praktischen Umsetzung doch einige Fallstricke, die es zu umgehen geht. Dazu einige Ansätze wie ein Einstieg in die Direktsaat besser gelingt. Vorbereitung der Böden / Bodenleben In der Praxis hat sich dafür eine jahrelange Reduzierung der Bodenbearbeitung bewährt. Dieses Verfahren ist auch unter pflugloser, minimal Bodenbearbeitung oder Mulchsaat bekannt. Je weniger der Boden bearbeitet und gewendet wird, desto leichter kann sich eine stabile Mikro- und Makroflora und Fauna in den oberen Zentimetern des Bodens etablieren. Langjährige und regelmäßige (möglichst jährliche) organische Düngung fördern das Bodenleben ebenfalls, das sich so auf die Zersetzung von Organik einstellen kann und genügend Spezialisten dazu bereithält. Das ist wichtig, denn in der Direktsaat ist die Begrünung und Zuführung von Organik z.B. durch Zwischenfrüchte wichtig. Der Boden sollte niemals unbewachsen oder brach daliegen, denn dann kann er sich stark erwärmen, wobei Temperaturen von bis über 60 °C in keine Seltenheit sind. Eiweiß gerinnt bei 42 °C, es ist erklärlich, dass diese Temperatur kein Bodenleben in den oberen Zentimetern unbeschadet überlebt, weswegen die Bodentemperatur nie über den Wert kommen sollte. Weiterhin gilt zu bedenken, dass ein so aufgeheizter Boden sehr viel Wasser verdunstet. Zwischenfruchtanbau Wer die Umstellung auf Direktsaat erfolgreich vorbereiten möchte, kommt um einen Zwischenfruchtanbau nicht herum. Eine gute Zwischenfruchtmischung sollte aus vielen unterschiedlichen Komponenten bestehen, die den gesamten Bodenraum gut durchwurzeln. Idealerweise hat eine Zwischenfruchtmischung mehr als zwölf unterschiedliche Arten und in der Art noch verschiedene Sorten. In der ökologischen Wirtschaftsweise gilt dieser Grundsatz ebenfalls aber es gibt keine Option Pflanzenarten durch Herbizide zu regulieren. Es ist zu bedenken, Crimpen (Quetschen) tötet die Pflanzen nur, wenn sie mindestens in der Blüte sind. Deswegen können für den Einsteiger weniger Arten, idealerweise eine erprobte Fertigmischung besser sein. Diese sollte passend für die Fläche aus den vier Hauptkategorien (Warm/Cold Season Grass und Warm/Cold Season Brassica) ausgewählt werden. Eigenmischungen können preiswerter sein, gerade bei Einsteigern in die Direktsaat fehlt oftmals noch spezielles know how über die geeigneten Komponenten bzw. Arten in der eigenen Zwischenfruchtmischung. Ebenfalls ist es ratsam nicht die preiswerteste Fertigmischung von einem no Name Produzenten zu verwenden. Da dieser oftmals preiswertere Komponenten enthalten kann und es ungewiss ist, wie diese aufeinander Abgestimmt sind. In Abbildung 1 ist die Durchwurzelungstiefe zum oberirdischen Aufwuchs von unterschiedlichen Zwischenfrüchten zu sehen. Die Zwischenfrucht muss quasi mit der Kulturpflanze den Unterboden „bearbeiten“.
Abbildung 1: Durchwurzelung des Bodens durch Zwischenfrüchte In Trockengebieten kann die erfolgreiche Etablierung von Zwischenfrüchten durchaus problematisch sein, wegen dem fehlenden Niederschlag. Eine Option sind Untersaaten, die in den vergangenen Jahren oftmals keine optimale Entwicklung wegen des fehlenden Niederschlages hatten. Eine Alternative kann eine „schwache“ Zwischenfrucht als Begleitsaat mit der Aussaat der Kultur im Herbst sein. In konventionell wirtschaftenden Betrieben muss die Herbizid Strategie auf die Begleitsaat abgestimmt sein. Immer wieder treten Probleme mit Untersaaten oder Zwischenfrüchten bei nicht abgestimmter Herbizid Strategie auf. Im Idealfall konnte ein optimaler Bestand (Abbildung 2) hergestellt werden. Die Anlage der Zwischenfrucht kann als Begleitsaat mit der Saat der Hauptkultur im Herbst oder kurz nach der Aussaat der Hauptkultur erfolgen. Alternativ besteht die Möglichkeit einer Aussaat der Zwischenfrucht mit einer Drohne in den bestehenden Getreidebestand. Spezielle Dienstleister mit Agrardrohnen bietet diese Tätigkeit zu wirtschaftlichen Preisen an. Dazu muss genügend Licht in den Bestand einfallen können, damit die Zwischenfrucht keimen und sich etablieren kann. Bei der Ernte der Deckfrucht, besteht das Risiko, das die Zwischenfrucht bei starken Lichteinfall einen „Sonnenbrand“ bekommt. Gut ist es, wenn das Stroh der Hauptkultur gleichmäßig auf die Zwischenfrucht verteilt wird. So hat sie quasi eine Art „Sonnenschutz“, um eine ausreichende Wachsschicht bilden zu können. Das Stroh hilft ebenfalls Feuchtigkeit unter sich zu speichern, da es wie eine Isolierung zum Boden wirkt. Als weitere Option besteht die Möglichkeit mit einer Direktsaatmaschine unmittelbar hinter dem Mähdrusch (gleicher Tag) eine Zwischenfrucht aus zu säen. In einem gut etablierten Zwischenfruchtbestand (Abbildung 2), wird i.d.R. die Hauptkultur nicht direkt ohne Vorwerkzeuge vor der Direktsaatmaschine gesät. Deswegen wird der Bestand vorher mit einem Crimper niedergewalzt und gequetscht (Abbildung 3).
Abbildung 2: Gut etablierter Zwischenfruchtbestand
Abbildung 3: Direktsaat in einem vorher gecrimpten (gequetscht) Bestand Quelle: Torsten Feldt privat Crimpen der Zwischenfrucht Gut zu erkennen (Abbildung 3) ist der Flach am Boden liegende Zwischenfruchtbestand, der in dem gewählten Beispiel Roggen war. In Abbildung 4 stellt die im 90 Grad Winkel oberhalb der Wurzel abgeknickten Halme des Grünroggens dar, welcher nach kurzer Zeit abstirbt. Idealerweise ist der Halm oder Spross mehrfach geknickt, um ein sicheres absterben zu garantieren.
Abbildung 4: Abgeknickte Halme nach dem Crimpen vom Grünroggen Quelle: Torsten Feldt privat
Abbildung 5. Messerwalze mit Zusatzbalastierung Was ist der Unterschied zwischen Crimper / Roller und Messerwalze Ein Crimper, der auch je nach Sprachraum Roller oder Rollercrimper genannt wird hat stumpfe Werkzeuge (Abbildung 6). In der Regel ist das stumpfe Werkzeug ein 8 – 12 mm breites Flacheisen.
Abbildung 6:Werkzeug eine Crimpers in Detailansicht Das sorgt für das mehrmalige (Ab)knicken der Zwischenfrucht und das leichte in den Boden drücken von dieser. Dadurch ist das Absterben der Pflanze sichergestellt. Die Messerwalze (Abbildung 5 und in Detailansicht Abbildung 7) dagegen, wie der Name schon erahnen lässt, ist vorne sehr scharf und schneidet die Pflanze oberhalb der Wurzel und den Halm mehrmals ab.
Abbildung 7: Detailansicht der Klinge einer Messerwalze Quelle Torsten Feldt privat Ein Nachteil ist das Mögliche erneute Austreiben der Zwischenfrucht. Bei einer abgestorbenen oder abgefrorenen Zwischenfrucht kann das von Vorteil sein, wenn das aufliegende Material zerkleinert werden soll. Der klassische Direktsäer will eine geschlossene gecrimpte Zwischenfruchtdecke haben (Abbildung 8), damit Bei- oder Unkräuter keinen Keimreiz erhalten. Dadurch, dass dem Bei- oder Unkraut der Lichtreiz zum Keimen fehlt, so berichten langjährige Direktsäer, bleiben Bei- oder Unkräuter unter der Schadschwelle, so dass entweder keine beikrautregulierenden Maßnahmen nötig sind bzw. nur eine Teilflächenbehandlung mit Herbiziden gegebenenfalls nötig ist.
Abbildung 8: Mais läuft in einem gecrimpten Zwischenfruchtbestand auf Ein Einstieg in die Direktsaat gelingt oder findet in der Regel über die Mulchsaat statt. Darunter ist zu verstehen, dass ein Mulchsaatbetrieb immer flacher den Boden bearbeitet bis die Bodenbearbeitung ganz unterbleibt. Meistens erfolgt der Einstieg über Sätechnik, die sowohl mulchsaattauglich aber nur eingeschränkt Direktsaattauglich sind. Weitere Ausführungen zu der Technik mit Beschreibung in dem Beitrag „Direktsaat die Königsdisziplin des Pflanzenbaus“ und „Hybridmodelle für den Einstieg in die Direktsaat“. |
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